Die Erweiterung der St. Anna-Kirche 1973-1976
Der Ort Davensberg entwickelte sich, wie gesagt, sehr langsam. Erst um die letzte Jahrhundertwende erwies sich die historische Burgkapelle für den sonntäglichen Gottesdienst der Davensberger Gemeinde als zu klein. In den Jahren 1904/05 wurde die Kapelle nach Abbruch der schönen Westwand, die aus einer dreifachen vorkragenden Giebelwand und einem vorgebauten Treppentürmchen bestand, nach Westen hin um 2 Joche im neugotischen Stil erweitert. Erst nach dem 2. Weltkrieg setzte die Entwicklung des Ortes ein. Die Einwohnerzahl wuchs auf das Doppelte. Erweiterung oder Neubau einer Kirche, das war die Frage. Nach mehrjähriger Planung wurde im Spätherbst des Jahres 1973 mit dem Bau begonnen. Idee und Planung sind das Werk des Architekten Dipl. Ing. Prof. Manfred Ludes, Dorsten. Nicht eine neue Kirche, sondern Erweiterung der historischen Kapelle in dem Sinne, daß die alte St. Anna-Kirche nicht zum Anhängsel des Neubaues herabgewürdigt wird, sondern in den zu schaffenden neuen Gesamtraum zentral und beherrschend eingeplant wird, das war das Anliegen der Davensberger Gemeinde. Dazu kam die Auflage des staatlichen Amtes für Denkmalpflege, das wegen der unter Denkmalschutz stehenden alten Kapelle ein Mitspracherecht hatte, daß die historische St. Anna-Kapelle dominierend sein müsse. Diese Forderung wurde nicht weniger zwingend von der Bischöflichen Kunstkommission erhoben. Dem Architekten ist es wohl gelungen, hier eine Lösung zu finden, die beiden Anliegen, man möchte sagen, soweit es möglich war, gerecht wird.
Wir sind uns bewußt, daß auch dies ein Eingriff in die historische Substanz ist. Dennoch kann man sagen, daß die Ausführung, die der Kapelle sowohl nach außen durch das überragende rote Satteldach und den kleinen Glockenturm wie auch im Innern durch die zentrale, den gesamten Raum beherrschende Lage des historischen Kapellenraumes mit seinem in die Gesamtkirche hineinstrahlenden Brabender-tom-Ring-Altar eine dominierende Stellung gibt, mit dem geschehenen Eingriff in die historische Substanz, versöhnt.
Mit dem Neubau bzw. Erweiterungsbau, ging Hand in Hand auch die Renovierung der Kapelle nach außen und innen und die Restaurierung der Kunstwerke, besonders des eben erwähnten Brabender-tom-Ring-Altares. Die denkmalpflegerischen Maßnahmen standen unter der Leitung und Aufsicht des staatlichen Amtes für Denkmalpflege und der Bischöflichen Kunstkommission. Die Restaurierung des Altares, sowohl in den Steinbildern des Brabender wie auch in den Gemäldetafeln des tom-Ring ist ein Werk des akadem. Restaurators Edgar Jetter, Vreden, und des Steinmetzmeisters Werner Schlüter, Rinkerode. |
|||
Dr. Meinert, Pfarrer (entnommen dem Buch "Davensberg, Burg und Flecken", Wilhelm Henrichmann, Heimatverein Davensberg) |