Die Familie von Meinhövel zu Davensberg
Die ältesten Inhaber der Burg Davensberg, die wir kennen, waren die Herren von Meinhövel, von dem Hause Meinhövel bei Nordkirchen stammend. Hermann von Meinhövel soll schon 1185 Davensberg besessen haben; er und seine Nachkommen nennen sich von Meinhövel genannt von Davensberg, und führen als Siegel das vereinigte Wappen von Davensberg und von Meinhövel. Wenn letzteres richtig ist, dann muß vor der Familie von Meinhövel schon eine Familie von Davensberg, und zwar mit diesem Namen als ursprünglichem, existiert haben, dann kann es ferner nicht richtig sein, was Domkapitular Tibus glaubt, annehmen zu müssen, daß nämlich Hermann von Meinhövel um 1250 die Burg Davensberg gegründet habe, denn in diesem Falle wäre ja kein Wappen einer Familie von Davensberg vorhanden gewesen. Dazu kommt noch ein zweiter Umstand: Die Herren zu Davensberg besaßen schon um 1300 das Gericht im ganzen Amt Weme (17 verschiedene Pfarrgemeinden) in Gemeinschaft mit dem Bischof zu Münster. Eine solche ungewöhnliche ausgedehnte Machtvollkommenheit scheint sich unmöglich in 50 Jahren haben bilden zu können, sondern setzt, da sie dem Hause Davensberg anklebte, ein weit längeres Bestehen dieses Hauses voraus. Kördink, in Trost: Westphalia, nimmt deshalb, wie es scheint, mit Recht an, daß vor der Familie von Meinhövel schon eine Familie von Davensberg zu Davensberg lebte, daß diese die Begründerin des Hauses war, und daß dieselbe in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erloschen ist. Dieses stimmt auch mit der Beobachtung überein, die wir fast bei allen Rittersitzen machen, daß die ersten Besitzer von der Burg den Namen führen, und keinen anderen.
Der erste Repräsentant der Familie von Meinhövel zu Davensberg ist Hermann von Meinhövel; er verzichtet 1233 nebst seiner Gemahlin Adelheid und seinen Brüdern Bernard und Friedrich auf einen Zehnten, den er von dem Bischof zu Münster inne gehabt, zu Gunsten des Klosters Kappenberg. Vielleicht war Adelheid die Erbtochter zu Davensberg und hatte Hermann mit ihr das Gut erheirathet. Sein Sohn war wahrscheinlich Hermann, der sich von Meinhövel genannt von Davensberg nennt, und welcher 1271 mit seiner Gemahlin Gertrud und seinen Söhnen Bernard, Friedrich, Hermann zu Davensberg eine Urkunde ausstellt, daß er 4 Schillinge jährlicher Rente aus dem Hofe Altenbork dem Gotteshause Kappenberg schenkt. Unter den Zeugen kommt Jordan, Kaplan in Davensberg, vor. Sein Nachfolger scheint wieder der Sohn Hermann zu sein, derselbe Hermann von Daverenberk, der 1299 mit seiner Gemahlin Alheydis und seinen 3 Töchtern Rikenze, Gerburgis, Lucke zu dem Verkauf verschiedener Grundstücke von Seiten des Burggrafen Hermann von Stromberg seine Zustimmung gibt. An ihn und seine Brüder verkauft 1328 der Bischof Ludwig von Münster den Hof Tegederink bei Davensberg und das Gut Wissing in der Westerbauerschaft Kirchspiel Ascheberg. Die von Meinhövel zu Davensberg waren Ministerialen der münsterischen Kirche, und deshalb finden wir sie als Zeugen in einer großen Anzahl von Urkunden der münsterischen Bischöfe des 13. Jahrhunderts. Dieselben hatten die Vogtei über verschiedene Güter des Klosters Essen; sie müssen aber in dieser Eigenschaft nicht sehr menschenfreundlich gehandelt haben, denn in einer Urkunde von 1302 heißt es, daß sie durch die ungerechte Behandlung des Muddinghofes zu Diestedde und der zugehörigen Unterhöfe dem Stift Essen einen größeren Schaden zugefügt hätten, als wenn es von Räubern geplündert wäre. (Fast alle Kloster- und Kirchen-Güter standen im Mittelalter unter einem Vogt, der die Höfe und die Leute auf denselben zu beschützen und zu vertheidigen hatte, und dafür von denselben eine Abgabe erhielt; sehr oft wurden aber die Vogteien zu habsüchtigen Zwecken benutzt). 1306 verbündete sich Hermann von Davensberg mit den Herrn von der Lippe, Steinfurt, Lon, Münster, Meinhövel, nur mit Zustimmung des Domkapitels mit dem Bischof Otto einen Vergleich einzugehen. (Otto meinte es redlich, fand deshalb viele Feinde, wurde schließlich abgesetzt und starb im Exil.) Hermann von Meinhövel war der letzte seines Stammes als Herr zu Davensberg. Seine Tochter Gerburgis war mit Berthold von Büren verheirathet und brachte Davensberg an diese Familie. Da der Mannesstamm der von Meinhövel zu Davensberg aber noch nicht ausgestorben war, vielmehr 1349 noch ein Ritter Hermann von Davensberg und dessen Bruder Bernard von Davensberg als Gograf und Amtmann des Berthold von Büren zu Davensberg und Ascheberg vorkommt, und 1326 Berthold von Büren dem Bischof von Paderborn die Burg und Stadt Büren und die Burg Davensberg zu einem offenen Hause macht, nachdem er schon vor 1322 mit Gerburg verheirathet war, so scheint es, daß Berthold mit seiner Gemahlin noch eine Reihe von Jahren auf Büren wohnte, und erst später Davensberg zu seinem Wohnsitz nahm. |
Julius Schwieters (entnommen dem Buch "Davensberg, Burg und Flecken", Wilhelm Henrichmann, Heimatverein Davensberg) |